Schreiben? Mochte ich schon immer. Zumindest in der Schule. Aufsätze waren – bis auf Gedichtinterpretationen – mein Ding. Trotzdem: Der Gedanke, später mal beruflich zu schreiben, kam mir nicht ernsthaft in den Sinn. Das war etwas für andere Leute. Und außerhalb des Unterrichts? Gab’s höchstens die Schülerzeitung. Wenn es überhaupt eine gab, war das ein Tummelplatz für politisch Überzeugte. Ich war weder überzeugt noch Teil davon.
Ein kurzer Journalisten-Traum beim Schulausflug
Einmal, bei einem Schulausflug nach München – ich war damals noch auf der Realschule in Baden-Württemberg – machte ich mich auf die Suche nach den Redaktionsräumen der Zeitschrift „Mädchen“, die ich rauf und runter gelesen habe. Für einen kurzen Moment habe ich mir vorgestellt, dort zu arbeiten. In München. In dieser Redaktion. Aber weil Tagträumerei nicht so mein Ding ist, war der Gedanke auch gleich wieder weg.
Dann kamen ein paar schulische Umwege – am Ende stand die fachgebundene Hochschulreife. 1990 begann ich mein Studium der Sozioökonomie in Augsburg. Und irgendwann hatte ich einen Freund, der bei der Tageszeitung schrieb und in einem Nachwuchsjournalisten-Verband war. Da gab es tolle Termine und spannende Veranstaltungen. Und zack – da war sie wieder, die Lust aufs Schreiben. Denn: Wer in den Verband wollte, musste schreiben. Also richtig. Nur sagen traute ich mich das nicht.
Ein bisschen Mut – und Fleisch als Thema für den ersten Artikel
Bis ich irgendwann zum Hörer griff. Ich rief meinen Freund an, sagte (nach einem schnellen „Hallo“):
„Ich will auch mal was schreiben!“ – klick. Aufgelegt. Panik.
Aber statt Lachen kam ein Termin: Eine Veranstaltung der Metzgerinnung in Holzkirchen für die Deutsche Handwerkszeitung. Thema: rund und oval gestempeltes EU-Fleisch oder in damals korrektem Beamtendeutsch: die EG-Richtlinien.
Meine zwei größten Ängste:
1. Sitze ich im richtigen Waggon der S-Bahn (die wurde irgendwo auf der Strecke geteilt)?
2. Werde ich Edmund Stoiber erkennen, wenn er vor mir steht?
Mein Einstieg in den Journalismus: ein Dankeschön!
Der Artikel, der aus diesem Abenteuer entstand, war mein Einstieg in den Journalismus. Und ich bin Matthias Lange von Redaktion42 bis heute dankbar, dass er mir damals diesen Termin überlassen hat – statt in schallendes Gelächter auszubrechen.
Ach, und das Volontariat beim Holzmann-Verlag nach dem Studium?
Das verdanke ich dem Altpapiercontainer. Aber das ist eine andere Geschichte…
